Mythen über künstliche Süßstoffe – was sagt die Wissenschaft wirklich?

🕑 Letztes Update: 7. Februar 2025 von Ang. Dr. Ahmad Fulan
✅ Quellen wissenschaftlich geprüft durch Dr. Aydin Yelken

Künstliche Süßstoffe sind umstritten. Manche schwören auf sie, andere halten sie für ungesund. Gerade im Internet kursieren viele Halbwahrheiten. Doch was sagt die Wissenschaft wirklich? Ein Blick auf die häufigsten Mythen.

“Süßstoffe sind unnatürlich und deshalb schädlich”

Alles, was künstlich hergestellt ist, muss schlecht sein? Diese Annahme ist weit verbreitet, aber wissenschaftlich nicht haltbar. Viele künstliche Süßstoffe wie Aspartam, Saccharin oder

Sucralose wurden intensiv erforscht. Studien zeigen: In den zugelassenen Mengen sind sie sicher. Allerdings reagieren Menschen unterschiedlich. Einige berichten von Unverträglichkeiten oder Verdauungsproblemen. Hier hilft nur Selbstbeobachtung. Auch natürliche Substanzen wie Fruktose oder Sorbit können Beschwerden verursachen. Das Argument der “Natürlichkeit” ist daher wenig aussagekräftig.

“Süßstoffe machen dick, weil sie den Insulinspiegel beeinflussen”

Ein Argument, das immer wieder auftaucht. Der Gedanke dahinter: Der süße Geschmack signalisiert dem Körper, dass Zucker kommt. Insulin wird ausgeschüttet, der Blutzucker sinkt – das führt zu Heißhunger. Klingt logisch, ist aber nicht eindeutig belegt. Die Mehrheit der Studien zeigt keine signifikante Insulinausschüttung durch Süßstoffe.

Eine 2018 veröffentlichte Metaanalyse kam zu dem Schluss, dass Süßstoffe keinen direkten Einfluss auf das Körpergewicht haben. Vielmehr hängt die Gewichtszunahme mit anderen Faktoren zusammen, etwa einem insgesamt ungesunden Lebensstil. Wer glaubt, durch den Konsum von Süßstoffen ungestraft mehr essen zu können, könnte sich selbst täuschen.

“Süßstoffe zerstören die Darmflora”

Einige Studien legen nahe, dass bestimmte Süßstoffe einen Einfluss auf die Darmbakterien haben können. Vor allem Saccharin steht hier im Fokus. Ob das für alle Süßstoffe gilt, ist unklar. Andere Untersuchungen zeigen, dass es keine relevanten Effekte gibt. Fakt ist: Die Forschung steckt noch in den Anfängen. Wer auf Nummer sichergehen will, sollte verschiedene Süßstoffe ausprobieren und auf seinen Körper hören.

Neuere Studien weisen darauf hin, dass die Auswirkungen individuell sind. Während einige Menschen empfindlich auf Süßstoffe reagieren, gibt es für andere keine erkennbaren Effekte. Auch die Ernährung insgesamt spielt eine Rolle. Eine abwechslungsreiche und ballaststoffreiche Ernährung kann mögliche negative Effekte auf die Darmflora ausgleichen.

“Süßstoffe verursachen Krebs”

Dieser Mythos stammt aus Tierversuchen. Bei diesen wurden Tieren extrem hohe Dosen von Süßstoffen verabreicht. Doch die Mengen, die ein Mensch zu sich nimmt, sind viel niedriger. Große Langzeitstudien mit Menschen zeigen keinen Zusammenhang zwischen Süßstoffen und einem erhöhten Krebsrisiko. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die US-amerikanische FDA haben zahlreiche Süßstoffe als sicher eingestuft. Die akzeptable tägliche Aufnahme (ADI) liegt weit über dem, was ein durchschnittlicher Verbraucher zu sich nimmt. Dennoch gilt wie bei allen Zusatzstoffen: Maßvoller Konsum ist die beste Strategie.

“Süßstoffe sind überflüssig – wer gesund leben will, sollte sie meiden”

Natürlich ist es am besten, wenn man sich möglichst natürlich ernährt und Zucker sowie Ersatzstoffe reduziert. Aber das ist nicht für jeden praktikabel. Süßstoffe bieten eine Alternative für Menschen, die abnehmen oder ihren Blutzuckerspiegel stabil halten wollen. Wer sich bewusst entscheidet und sie in Maßen konsumiert, kann sie bedenkenlos in seine Ernährung integrieren.

Ein zu beachtender Aspekt ist der Einfluss von Süßstoffen auf das Geschmacksempfinden. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass häufiger Konsum von Süßstoffen die Sensibilität für natürliche Süße reduzieren kann. Das bedeutet, dass Obst oder ungesüßte Speisen als weniger intensiv wahrgenommen werden. Wer langfristig Zucker einsparen will, sollte daher Süßstoffe mit Bedacht einsetzen.


Health-Disclaimer: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle aufgeführten Inhalte dienen zur neutralen Information und Weiterbildung. Sie stellen keinen medizinischen Rat dar.

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